Quad 303 Endverstärker

Die QUAD 303 Endstufe ist sicherlich eines der bekanntesten Geräte der englischen Hi-Fi Schmiede Quad.
Mein Gerät habe ich zusammen mit einem Quad 33 Vorverstärker mit dem Hinweis geschenkt bekommen, er lasse sich zeitweise nicht mehr einschalten.

Der Verstärker war seinerzeit eine der ersten wirklich brauchbaren Transistorendstufen.
Er leistet 2 X 45W an 8 Ohm.
Der Klirrfaktor wird mit 0,09% bei Nennleistung angegeben.

Der Quad 303 wurde über einen längeren Zeitraum gebaut.
Während dieser Zeit wurde er geringfügig modifiziert:

  • Bei den späteren Modellen wurden die Anschlussbuchse des Netzkabels gegen eine handelsübliche Kaltgerätebuchse getauscht.
  • Die Ruhestromregelung wurde geändert.
  • Die vier Kondensatoren wurden mit den Lötösen nach oben montiert. (Vermutlich um zu verhindern, dass der Elektrolyt im Fehlerfall auf die Platinen tropft ...)
  • Kleine Änderungen in der Schaltung zur Spannungsstabilisierung.

  • Das Gehäusedesign ist sehr ungewöhnlich.
    Der Innenaufbau ebenso:

    Links die beiden Platinen der Endstufen, rechts die Regelplatine für die Versorgungsspannung.
    Die Platinen werden von Halteklammern am Chassis gehalten und können für Servicezwecke heruntergeklappt werden.
    Im Chassis der Netztransformator, der Gleichrichter und die großen Elkos.
    Am Kühlkörper sitzen die vier Leitungstransistoren, sowie der Transistor zur Stabilisierung der Versorgungsspannung.

    Der beschriebene Fehler war schnell gefunden.
    Die Endstufe wird über den Netzschalter der Vorstufe eingeschaltet.
    Dessen Kontakte sind völlig abgebrannt.
    Da ich derzeit lediglich die Endstufe nutzen möchte, habe ich mich bisher ausschließlich damit beschäftigt, diese aufzuarbeiten.

    Der äußerliche Zustand des Gerätes ist einwandfrei, da das Gerät offenbar immer gut gepflegt wurde.
    Allerdings lässt das Innenleben nach all den Jahren zu wünschen übrig:

    Ausgelaufene Kondensatoren Durch Hitzeeinwirkung
    brüchig gewordene Lötstellen
    Alte Trimmer und Kondensatoren

    Der Inhalt der ausgelaufenen Kondensatoren hat teilweise den Metallrahmen angegriffen.

     

    Beim Öffnen des Verstärkers fallen der große Netztrafo und vier große Becherkondensatoren ins Auge.
    Zwei Kondensatoren dienen der Siebung der Versorgungsspannung.
    Die anderen beiden Kondensatoren sind die Ausgangskoppelkondensatoren.
    Es handelt sich um Kondensatoren mit 2200uF und 100V Spannungsfestigkeit.
    Leider sind Kondensatoren mit diesen Werten und dieser Bauform heute nicht mehr handelsüblich.
    Immerhin sind Becherkondensatoren mit einem Durchmesser von 35mm noch zu bekommen.
    Diese Kondensatoren sind allerdings für Snap-IN Montage vorgesehen, somit fehlen die Lötösen.

    Sie passen jedenfalls halbwegs in die Halteschellen der originalen Bauteile.
    Die restlichen auszutauschenden Teile sind handelsüblich.

    Die Halbleiter sind glücklicherweise allesamt in Ordnung.
    Bei Ersatz müsste auf Vergleichstypen ausgewichen werden, da die verbauten Typen von RCA kaum mehr beschaffbar sind.

    Bilder von den Reparaturen:
    Links der originale, rechts der Ersatz Die neuen Kondensatoren sind 1/3 kleiner ... Neue Kondensatoren und Trimmer

    Nach dem Austausch der Trimmer war ein Abgleich nötig.
    Die Versorgungspannung wird auf 67V eingestellt.
    Der Ruhestrom laut Serviceunterlagen auf 10mA.

    Weitere Probleme:

    Die Netzspannung führenden Leitungen sind sehr dünn.
    Innerhalb des Gerätes liegen die Lötfahnen offen und haben keinen zusätzlichen Berührungsschutz.

    Der Bulgin Steckverbinder für die Spannungsversorgung ist eine sehr unglückliche Konstruktion.
    In dem Stecker geht es sehr eng zu.
    Das originale Anschlusskabel ist nur einfach isoliert, der Schutzleiter existiert NICHT.
    Das Gerät erfüllt definitiv nicht die heutigen Anforderungen an ein schutzisoliertes Gerät.
    An der dreipoligen Buchse ist ein Schutzleiteranschluss vorgesehen.
    Der Kabelmantel des neuen dreipoligen Anschlusskabels passt definitiv nicht unter die Zugentlastung.

    Ich halte grundsätzlich nichts von Modifikationen an historischen Geräten.
    Hier geht jedoch die Sicherheit vor.
    Um eine Brummschleife zu verhindern, habe ich daher die Verbindung der Gerätemasse zum Gehäuse aufgetrennt.
    Am Gehäuse liegt somit ausschließlich der Schutzleiter an.

    Das Gerät war auf 220V Netzspannung eingestellt.
    Heute haben wir 230V Netzspannung.
    Dies hat dazu beigetragen, dass Bauteile auf der Regelplatine sich stärker erwärmten.
    Ich habe das Gerät jetzt auf 240V Netzspannung eingestellt.
    Die Spannung am Siebkondensator ist jetzt immer noch hoch genug, damit die Regelschaltung auch unter Last gut funktioniert.

    Weiterhin habe ich einen Widerstand in der Spannungsstabilisierung ausgetauscht.
    Im Schaltplan ist der Vorwiderstand der Z-Diode mit 10 K-Ohm angegeben.
    Der verbaute Widerstand war deutlich kleiner. Absicht? Fertigungsfehler?
    Mit dem 10k Widerstand wird bleibt die Regelplatine deutlich kühler.

    Zuletzt noch ein Bild von der "gebackenen" Reglerplatine:

     

     

     

     

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