Seeburg Jukebox Emulator /
W1L56 Wallbox zu MP3 Adapter

 

Dieses Projekt ist die Fortsetzung des Restaurationsprojektes "Seeburg W1L56 Wallbox"!

Jetzt soll die Seeburg W1L56 Wallbox wieder Musik spielen!

Im Gegensatz zu dem "Hideaway Projekt" für die 3W100 Wallbox, wird es diesmal etwas einfacher zugehen!
Inzwischen (sind wirklich schon wieder 10 Jahre vorbei?) gibt es preiswerte seriell steuerbare MP3 Module zu kaufen.
Die Module werden unter der Bezeichnung "DFPlayer Mini" oder MP3-TF-16P angeboten.
Auf dem Modul ist ein 3W Mono Verstärker integriert, welcher einen kleinen Lautsprecher direkt versorgen kann.
Für höhere Leistungen und bessere Qualität kann ein externer Verstärker angeschlossen werden.
Der kleine Player ist sehr vielseitig, das Datenblatt verrät alles Weitere über seine Möglichkeiten!

Ich habe eine kleine Platine entworfen, welche ich direkt in die Wallbox integriert habe.
Die Spannungsversorgung kommt aus einer der 6,3V Wicklungen des 110V Netztrafos.
Ein Mikrocontroller (ATtiny2313a) zählt die Impulse und sendet über die serielle Schnittstelle ein passendes Kommando an das MP3 Modul das gewählte Lied abzuspielen.

Ich hatte zunächst massive Probleme, die Impulse von dem Kontaktarm zu empfangen.
Die Übergangswiderstände sind teilweise sehr hoch!

Die Lösung war es, wie im Originalzustand Hochspannung auf die Kontakte zu geben!
Ich benutze eine der 6C4 Röhren stilecht weiterhin als Gleichrichter, welche eine Gleichspannung von ca. 230V am Siebkondensator zur Verfügung stellt.
Der originale 15µF Kondensator war defekt und wurde durch einen 10µF mit 400V ersetzt.
Die Erkennung der Impulse erfolgt über einen Optokoppler.
Über die LED des Optokopplers fließen bei geschlossenem Kontakt ca. 10mA, was zuverlässig die Kontakte "freibrennt".
Damit sind die Kontaktprobleme gelöst und am Eingang des Mikrocontrollers steht ein gut auswertbares Rechtecksignal an!
Der "Debounce" Befehl von Bascom entprellt das Signal noch zusätzlich womit die Zählung der Impulse jetzt zuverlässig arbeitet!

Dieser Schaltplan ist dabei herausgekommen: (Klick zum vergrößern!)

Das Bild zeigt den Einbau der Zusatzplatine in der Wallbox.
Die Gleichrichterröhre in direkter Nähe wird kaum warm, da ja nur während der kurzen Impulse Strom über sie fließt.

Das Modul ist an der Röhrenfassung der Oszillatorröhre angeschlossen.
Ganz wichtig: alle Modifikationen lassen sich leicht wieder rückgängig machen!


Software:

Das Bascom Programm emuliert eine Seeburg Jukebox weitestgehend originalgetreu!
Während ein Lied gespielt wird, kann ein weiteres Lied angewählt werden, welches anschließend abgespielt wird.
Die Routinen zur Steuerung des MP3 Moduls stammen aus dem Internet (warum das Rad neu erfinden ...).

Der Programmablauf grob beschrieben:
Zunächst wird das MP3 Modul initialisiert.
Der Wert für die zuletzt eingestellte Lautstärke steht in einer EEPROM Variablen und wird beim Start gelesen.

In der Hauptschleife werden die Tasten und der Impulseingang abgefragt.
Weiterhin wird, wenn der MP3 Player über seinen "Busy" Ausgang "frei" signalisiert, nachgesehen ob ein Titel ausgewählt wurde.
Steht ein Titel zum Abspielen an, wird ein entsprechender Befehl an das MP3 Modul gesendet.

Über die Routine "Call Play_frommp3(Nummer)" kann eine MP3 Datei von der SD Karte abgespielt werden.
Die Musiktitel sind auf der Micro SD Karte im Unterordner \MP3 gespeichert und tragen die Namen 0001.mp3 - 0020.mp3.
Manche Datenblätter zu dem MP3 Modul sind scheinbar unvollständig oder beziehen sich auf eine alte Firmware Version.
Es wird der Befehl 0x12 nicht erwähnt, der das direkte Abspielen eines MP3 Tracks ermöglicht.
Dieser muss sich aber zwingend im Ordner \MP3 auf der SD Karte befinden!
Während der Wiedergabe signalisiert der Player über seinen "Busy" Ausgang dem Mikrocontroller dass er einen Titel abspielt.

Wird ein Impuls empfangen, wird er gezählt und der 16 Bit Timer "timer1" gestartet.
Dieser wird bei jedem empfangenen Impuls wieder auf "0" gesetzt.
Hat der Zähler den Wert 5000 erreicht, ist etwa eine Sekunde verstrichen.
Die Wahl wird jetzt als beendet erklärt, von den empfangenen Impulsen werden 5 Impulse abgezogen und ein "Merker" in dem Array "Playlist" gesetzt.
Der Timer1 wird gestoppt und wieder auf "0" gesetzt.

Zu Kontrollzwecken befindet sich eine LED auf der Platine.
Sie zeigt die erkannten Impulse an und blitzt zweimal, wenn die Zählung beendet ist.

Weitere Informationen können dem Programmcode entnommen werden, der hier heruntergeladen werden kann >Download<

Zwei Videos von der Funktion:

So sieht es innen aus:

Bis ich einen richtigen Seeburg Teardrop Lautsprecher aufgetrieben habe, muss es ein Modell tun.
Ich habe dazu mit einem Lasercutter eine Frontplatte für einen 10cm Breitbandlautsprecher erstellt:

Wer die CAD Daten haben möchte, kann sie hier herunterladen (Download).

 

Zum Schluss noch ein Hinweis:
Die Röhrentechnik arbeitet mit hohen Spannungen!
Obwohl das Gerät "nur" mit 110V betrieben wird, liegen an der Gleichrichterröhre sehr viel höhere Spannungen an!
Das Gerät ist sehr alt und ob man der Isolierung eines fast 80 Jahre alten Trafos sein Leben anvertraut muss jeder für sich selbst entscheiden!

Siehe hierzu auch mein Hinweis zu 110V Transformatoren / Spannungswandlern (Link)

 

 

 

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